Wenn „gut“ nicht reicht – Die Folgen elterlichen Perfektionismusdrucks auf Kinder
- Jeanine Schäfer

- Oct 19
- 3 min read
Updated: Nov 1

In vielen Familien wird Leistung großgeschrieben. Eltern möchten, dass ihre Kinder erfolgreich sind, sich gut entwickeln und das „Beste“ aus ihrem Leben machen. Doch was passiert, wenn das Streben nach Erfolg in einen ständigen Druck zur Perfektion umschlägt? Wenn Kinder nicht einfach nur wachsen dürfen, sondern funktionieren sollen – möglichst ohne Fehler, Schwächen oder Scheitern.
In der Begleitung meiner KlientInnen begegne ich immer wieder Menschen, die als Kinder gelernt haben: Nur wer perfekt ist, ist auch liebenswert. In diesem Beitrag möchte ich aufzeigen, welche Folgen ein solcher Druck haben kann – und wie sich das aus systemischer Perspektive verstehen lässt.
Perfektionismus: ein ständiger Antreiber
Perfektionismus wird oft mit hohen Ansprüchen und Erfolgsorientierung verwechselt. Doch im Kern ist Perfektionismus meist kein Ausdruck von Stärke, sondern von Angst:
Angst vor Ablehnung, davor, nicht zu genügen – und letztlich davor, keine Zugehörigkeit zu erfahren.
Wenn Kinder in einem Umfeld aufwachsen, in dem kleine Fehler mit Kritik, Liebesentzug oder Enttäuschung beantwortet werden, verinnerlichen sie eine Botschaft: „Ich bin nur dann okay, wenn ich alles richtig mache.“ Dieses Muster kann sich tief in die Persönlichkeit eingraben – mit weitreichenden Folgen für das Selbstwertgefühl und die psychische Gesundheit.
Mögliche Folgen übermäßigen Leistungsdrucks in der Kindheit
Selbstwertprobleme: Der eigene Wert wird an Leistung geknüpft. Versagen fühlt sich nicht nur wie ein Fehler an – sondern wie ein persönliches Scheitern.
Chronische Selbstkritik: Die innere Stimme meldet sich als „innerer Antreiber“, der nie zufrieden ist.
Angst vor Fehlern: Wer gelernt hat, dass Fehler inakzeptabel sind, entwickelt häufig Angst, neue Wege zu gehen – aus Furcht, zu scheitern.
Erschöpfung und Überlastung: Ein dauerhaft perfektionistisches Verhalten kann langfristig zu Stresssymptomen, Erschöpfungszuständen oder psychosomatischen Beschwerden führen.
Der systemische Blick: Symptome als Ausdruck des Familiensystems
Die systemische Sichtweise betrachtet nicht nur den Einzelnen, sondern das gesamte Beziehungssystem– insbesondere das System der Herkunftsfamilie. Aus dieser Perspektive ist Perfektionismus oft kein „persönliches Problem“, sondern Ausdruck eines größeren Zusammenhangs.
Eltern geben – meist unbewusst – ihre eigenen Werte, Ängste und ungelösten Themen an ihre Kinder weiter. Wer selbst nur durch Leistung Anerkennung erfahren hat, neigt möglicherweise dazu, diese Haltung auch an die nächste Generation weiterzugeben. Kinder wiederum übernehmen diese Dynamiken häufig, weil sie zu ihrem familiären System dazugehören möchten. Anpassung wird zur Überlebensstrategie – oftmals auf Kosten der eigenen Authentizität.
Was könnte unterstützend sein?
Aus systemischer Sicht geht es nicht darum, Schuld zuzuweisen, sondern Zusammenhänge zu erkennen und neue Handlungsspielräume zu entwickeln.
Der erste Schritt kann die Bewusstwerdung sein:
Welche Botschaften habe ich als Kind über mich selbst erhalten?
Welche Erwartungen waren unausgesprochen, aber dennoch spürbar?
Welche Rollen habe ich übernommen – und will ich sie heute noch erfüllen?
Solche Fragen können helfen, sich selbst besser zu verstehen – und den inneren Druck zu hinterfragen.
In einem geschützten Rahmen, wie etwa einem therapeutischen oder beraterischen Gespräch, kann es dann möglich sein, alte Muster zu erkennen und neue, stimmigere Wege im Denken, Fühlen und Handeln zu entwickeln.
Weniger Perfektion, mehr Verbundenheit
Kinder brauchen keine perfekten Eltern – sondern authentische, zugewandte Bezugspersonen, die ihnen das Gefühl geben, auch mit Fehlern und Schwächen liebenswert zu sein. Wenn wir aufhören, unsere Kinder (und uns selbst) nach einem Ideal zu formen, entsteht Raum ein gesundes, tragfähiges Selbstwertgefühl.
Erhalten Sie Unterstützung und Begleitung, wenn Perfektionismus in Ihrem Leben (zu) viel Raum einnimmt

In meiner Praxis für Psychotherapie und Kinesiologie (nach dem Heilpraktikergesetz) in Emmendingen arbeite ich systemisch orientiert und begleite Sie, wenn Sie unter den Folgen und Auswirkungen von Perfektionismus leiden.
Gemeinsam erforschen wir Wege für mehr innere Stabilität und entwickeln Strategien die Ihnen dabei helfen, unbewusste Dynamiken, Blockaden und Widerstände zu erkennen. Gleichzeitig setzen wir Impulse, die Sie bei der Förderung Ihres allgemeinen Wohlbefindens spürbar auf allen Ebenen unterstützen können.
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Foto in der Kopfzeile von Foto von Brett Jordan auf Unsplash
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Dieser Blogbeitrag dient ausschließlich der Information und stellt keine Heilbehandlung oder Therapie dar. Die Inhalte können keine fachliche Beratung durch einen Arzt, Psychotherapeuten oder Heilpraktiker ersetzen. Es werden keine Heil- oder Wirkversprechen gegeben. Bei einem konkreten Leidensdruck ist die Konsultation eines Facharztes, Psychologischen Psychotherapeuten oder eines qualifizierten Heilpraktikers für Psychotherapie zu empfehlen.


